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Die Geschichte des Palais Niederösterreich

Historische Aufnahme Landtagssitzung Palais Niederösterreich

altes Landhaus Niederösterreichs

Die Geschichte des Palais Niederösterreichs begann 1513. Hier versammelten sich einst die Stände Niederösterreichs. Auch fanden einst die Erbhuldigungen der Erzherzöge statt. Später war es dann die niederösterreichische Landesregierung, es tagte hier der Landtag. 

Deckenfresko Landtagssaal Palais Niederösterreich

grösstes Deckenfresko

Das Deckenfresko im Landtagssaal ist mit 472,14 m² das größte zusammenhängende Deckengemälde in Österreich.
1710 wurde es vom Maler Antonio Beduzzi geschaffen. Es sollte die Größe und Macht des „Hauses Österreich“ zum Ausdruck bringen.

Historische Aufnahme Palais Niederösterreich

Anekdoten

Wussten Sie, dass es einen geheimen unterirdischen Gang von der Hofburg ins Palais Niederösterreich gibt? Somit konnte auch die kaiserliche Familie an den Festen im Landhaus teilnehmen. Weitere Anekdoten finden Sie hier: 

Eingang Palais Niederösterreich

Führungen

Die nächsten Führungen durch die Prunkräume finden am 28. September 2025 am Tag des Denkmals statt. Die Uhrzeiten werden rechtzeitig bekanntgegeben. Treffpunkt ist beim Haupteingang. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Ein Palais voller Historie

Das alte Niederösterreichische Landhaus im 1. Wiener Gemeindebezirk, Herrengasse 13, ist eines der geschichtsträchtigsten und traditionsreichsten Gebäude des Landes Niederösterreich.

1513

Im Jahre 1513 erwarben die Stände Niederösterreichs (Prälaten, Herren und Ritter und die landesfürstlichen Städte und Märkte), Vorläufer des heutigen Niederösterreichischen Landtages, unweit der Hofburg eine Realität von den Brüdern Liechtenstein, um hier ihre Landtage abhalten zu können.

Kurz zur Baugeschichte

Auf diesem 1513 erworbenen Grundstück begannen die Stände alsbald mit einem anspruchsvollen Bauvorhaben. Die erste Bauphase im spätgotischen Stil dauerte von 1513 bis 1533. Ein querliegender Haupttrakt an der Grundgrenze zum Minoritenplatz mit kurzen Flügeln Richtung Herrengasse wurde errichtet. Die einstige Torhalle, 1845 zur Landhauskapelle umfunktioniert, mit seinem prachtvollen Schlingrippengewölbe, die sogenannte Pförtnerstube, heute Sakristei, und das Gotische Zimmer im ersten Geschoss mit dem Sternrippengewölbe, sind aus dieser Bauzeit erhalten.

Die 2. Bauphase, nun im Renaissancestil, dauerte von 1568 bis 1586. Der künstlerische Leiter und Meister der Dombauhütte von St. Stephan, Hans Saphoy, erbaute das Gebäude zweistöckig und zog die Flügel bis zur Herrengasse vor. Im Haupttrakt errichtete er die noch heute erhaltenen Prunkräume, den Großen Sitzungssaal sowie den Prälaten-, Herren- und Rittersaal.

1710

1710 wurde der Große Sitzungssaal von Antonio Beduzzi mit einem hochbarocken Deckenfresko ausgestaltet.

1837

1837 bis 1848 kam es zum klassizistischen Um- und Neubau des Landhauses. Baufälligkeit eines Traktes des Hauses und Raummangel für die Unterbringung der ständischen Verwaltungsorgane zwangen die Stände, eine Erweiterung des Hauses ins Auge zu fassen. Sie strebten jedoch keinen gänzlichen Neubau an, sondern einen Aus- und Umbau unter der größtmöglichen Erhaltung der historischen Räumlichkeiten. Der Architekt Alois Pichl baute dreistöckig, verlegte die Hauptfassade vom Minoritenplatz zur Herrengasse und es gelang ihm, die geschichtlich, kulturell und künstlerisch bedeutende Substanz des alten Landhauses zu erhalten und in überbauter Form in das neue Bauwerk zu übernehmen. Durch diesen Um- und Ausbau erhielt das Gebäude seine heutige charakteristische Gestalt. Das  Landhaus war Mittelpunkt des ständischen Lebens und Symbol der ständischen Macht. Schon ab dem 16. Jahrhundert waren die Säle des Landhauses nicht nur Schauplatz politischer Beratungen, sondern wurden auch für Hoffeste und adelige Festlichkeiten, vor allem Hochzeitsfeiern, genutzt. 1760 fand hier die Hochzeitsfeier von Erzherzog Joseph, dem späteren Kaiser Joseph II., mit Maria Isabella von Bourbon statt.

Ein gedeckter Gang führte von der Hofburg in das Landhaus, damit die kaiserliche Familie an den Festen im Landhaus teilnehmen konnte.

Die Hoffeste reichten von Feiern der kaiserlichen Familie, wie anlässlich der Geburt eines Prinzen oder einer Prinzessin oder der Vermählung eines Familienmitgliedes, über Bälle und Theateraufführungen unter Teilnahme des Hofes bis zum Empfang fremder Gesandtschaften und Siegesfeiern, wie am 8. November 1620 nach dem Sieg der Kaiserlichen über den Winterkönig Friedrich von der Pfalz in der Schlacht am Weißen Berg bei Prag.

Wegen seiner guten Akustik galt der große Landhaussaal als einer der wichtigsten Konzertsäle Wiens. Besonders in der Zeit des Vormärz spielte er im musikalischen Lebens Wien eine wesentliche Rolle. Am 15. März 1822 wurde im großen Landhaussaal Franz Schuberts „Geist der Liebe“ uraufgeführt, am 1. Dezember 1822 spielte hier der elfjährige Franz Liszt erstmals in Wien und zwischen 1815 und 1827 wurden in diesem Saal 39 Konzerte mit Werken Beethovens aufgeführt.

1848

Die Revolutionsereignisse von 1848 nahmen am 13. März 1848 vom Hof des NÖ Landhauses und dem großen Sitzungssaal ihren Ausgang, die sowohl das Metternichsche Zensursystem wie auch das Ständewesen hinwegfegten.

1918

1918 kam es zum Zusammenbruch der österreichisch-ungarischen Monarchie. Am 21. Oktober 1918 konstituierten sich im NÖ Landhaus, im großen Sitzungssaal, die deutschsprachigen Reichsratsabgeordneten zur „Provisorischen Nationalversammlung des selbständigen Deutschösterreichischen Staates“, war also hier die Geburtsstunde der 1. Republik.

1945

1945 spielte das NÖ Landhaus erneut eine wichtige Rolle. In bewusster Anlehnung an die Ereignisse von 1918 berief Karl Renner die drei Länderkonferenzen im September und Oktober 1945 in das NÖ Landhaus, in den großen Sitzungssaal, die die Anerkennung der Regierung Renner durch die Westalliierten bewirkten und so eine Trennung in Ost und West wie in Deutschland verhinderten. Das in der Sitzung am 23. September 1945 beschlossene Grundsatzpapier kann als die Gründungsurkunde der 2. Republik bezeichnet werden.

Zusammenfassend kann behauptet werden, dass es sich bei dem Alten Niederösterreichischen Landhaus, heute Palais Niederösterreich, um das älteste und bedeutendste Veranstaltungszentrum Wiens und Österreichs handelt.

2002

Während der Umbau- und Sanierungsarbeiten in den Jahren von 2002 – 2004 wurden im Innenhof Fundamentreste eines mittelalterlichen Gebäudes entdeckt, das vermutlich als das „Liechtenstein’sche Haus“ zu identifizieren ist. Ebenfalls gefunden wurden neben einer Vielzahl an Glas- und Keramikgefäßen auch einfaches und feineres Tafelgeschirr.

Teilen Sie Ihre Momente und Erfahrungen in unseren Residenzen und lassen Sie andere daran teilhaben.

Anekdoten über das Palais Niederösterreich

Das Palais Niederösterreich im Herzen von Wien ist schon lange ein politisch wie gesellschaftliches Haus. Spannendes und Kurioses hat sich hier schon zugetragen.

Kaum zu glauben, dass….

historische Kurzgeschichten vom Palais Niederösterreich

Den Landständen, den politischen Vertretungen der Stände, ist vor 1513 kein eigenes Gebäude zur Verfügung gestanden. Wollten sie sich treffen oder einen Tag mit einander verbringen, also tagen, mussten sie immer zuerst auf Suche nach einem freien Ort gehen. So wurden die Landtage an den verschiedensten Orten in Niederösterreich und Wien abgehalten. Es hat sich etabliert, sich in den Häusern der jeweiligen Landmarschalle zu versammeln.

Man kann im Palais Niederösterreich auch heute noch mittelalterliche Rätsel lösen. Auch wenn es keine gesicherten, schriftlichen Beweise für die Mitarbeit von Meister Anton Pilgram gibt, kann man es über einen anderen Weg beweisen. Meister Pilgram hat einen Riss einer Gewölbefiguration hinterlassen, die ganz ident ist. Er wird in der Bibliothek der Akademie der Wissenschaften verwahrt. Die 1513 errichtete, ehemalige Torhalle ist bis heute erhalten und befindet sich als Bauteil in der Kapelle des Hauses. Die Figuren auf den Zeichnungen in der Bibliothek gleichen jenen in der Kapelle bis ins kleinste Detail.

In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts gab es so umfassende Bautätigkeit im Landhaus, dass davon bis heute mehrere Räume erhalten sind. Vor allem wenn man bedenkt, dass die Gotik in Wien nur handverlesen zu finden ist, weil sie meist in den Jahrhunderten danach extrem verändert wurde. Die bedeutende Torhalle ist Teil der gotischen Kapelle und man kann sie nicht nur bewundern, sie ist auch noch in Verwendung. Aus der ehemaligen Pförtnerstube ist die heutige Sakristei geworden. Und besonders prachtvoll und durch seine einzigartige Decke bedeutend ist das Gotische Zimmer. Gotische Decken und Deckenverzierungen geben Aufschluss über das weit entwickelte mathematische Wissen der damaligen Bauherren.

Der engste Vertraute von Kaiser Maximillian hat höchstpersönlich das Landhaus schon 1528 gelobt. Er war ein Mann von besonderem Format und ist bis heute weltweit ein Begriff. Johannes Cuspinian war Humanist, ein großer Dichter seiner Zeit und arbeitete als Diplomat mehr als ein Jahrzehnt in habsburgischen Diensten. Er war ein weitgereister Mann und verfügte über weltmännische Kenntnisse. Das Landhaus nannte er wörtlich „ein königliches Bauwerk und neben der Hofburg das bedeutendste Haus von Wien!“

Die Würde zählte früher nicht zu den ganz alten Rechten des Menschen. Im frühen Mittelalter kannte man in der deutschen Sprache noch nicht einmal das Wort. Einer der allerersten Orte, in denen die Würde des Menschen als Grundlage allen Handelns, als Maßstab und Basis galt, war das Landhaus. Die Stände vereinbarten als eine der allerersten Gemeinschaften weltweit, dass auch die Würde des Einzelnen und nicht nur ein sittengerechtes Verhalten und Verhandeln für ein gutes Miteinander unerlässlich sei.

Die sogenannte kleine Verordnetenstube hat im damaligen Wien ganz eigenständige Berühmtheit erlangt. Ihre kunstvollen Marmorportale waren von nicht gekannter Schönheit. Zeichner wurden engagiert, um sie bildlich festzuhalten. Die Qualität der Verarbeitung wurde sogar in Lehrbüchern als absolut höchster zu erreichender Standard gepriesen und mit Bauwerken aus der Antike verglichen.

Die kunstvolle Kassettendecke und die reich geschnitzten Türen der großen Verordnetenstube haben sogar für Bauwerke in Nürnberg und Hannover als Vorlage gedient. Die Vertreter der Stände waren damals sehr weit vernetzt, man empfing im Landhaus oft hohen Besuch aus anderen Ländern und die kunstvollen Verarbeitungen im Landhaus ernteten immer Applaus. Und was man als besonders schön empfand, hat man daheim nachempfunden. Die Kunst entwickelte dafür sogar einen Fachausdruck: den Eklektizismus.
Der schon 1571 erbaute große Saal des Landhauses galt für lange Zeit als der bedeutendste Saal Österreichs. Der gefeierte Barockkünstler Antonio Beduzzi hat mit der Gestaltung und dem barocken Fresko sein Hauptwerk geschaffen. Eine barocke Ausmalung dieser Größe und Art war damals wie ein Wunder und hat bis heute nichts von seiner Strahlkraft verloren. Sogar in Tagebucheintragungen bedeutender Wiener Persönlichkeiten findet der Saal – und vor allem sein Fresko – Erwähnung. Dieses barocke Wunder kann man bis heute im Original bestaunen.

Beduzzi hat sein Hauptwerk mit dem Deckenfresko im großen Saal des niederösterreichischen Landhauses geschaffen. Und damit nicht genug, das Deckenfresko ist das größte Werk seiner Art in ganz Österreich und umfasst mehr als 472 m². Dargestellt wird im Zentrum die wunderschöne Austria; die „gute Vorsehung“ überreicht ihr mittels der Insignien die Macht. Umgeben ist sie von Flussallegorien, sie stellen die Erdteile dar, symbolisieren die ausgedehnte Macht der Habsburger und unterstützen sämtliche Pläne. Beduzzi ist damit ein barocker Farbenrausch gelungen. Der pompös-theatralische Eindruck hat die Zeitgenossen begeistert.

Auch das Lotteriespiel hatte im niederösterreichischen Landhaus sein Zuhause gefunden. Just in dem Jahr, als Napoleons Truppen Wien abermals das Leben schwer machten, zogen die Lotterie und das Glücksspiel im Landhaus ein. Fortan wurde der große Saal für Lotterieziehungen verwendet. Schon seit den Römern war ein Spiel nach festen Regeln erlaubt, und in Österreich war das Glücksspiel seit Kaiserin Maria Theresia fester Bestandteil des Vergnügens, sie genehmigte das sogenannte „Lotto di Genova“ und gab auch selbst viel Geld dafür aus. Demnach schien es passend, weil die Beschäftigung als elegant genug galt, den Saal für die Lotterieziehungen zu verwenden.
Beethoven hat gleich zwei Mal um Überlassung des Saales als Ort zur Aufführung seiner Musik eingereicht (1824/25). In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam es in Mode, dass Komponisten ganz selbständig sogenannte Akademien veranstalteten. Es war das erste Mal, dass der Künstler nicht mehr von einem hohen Adeligen eingeladen wurde um aufzuspielen, sondern selbst die Initiative für ein Konzert ergriffen hat. Die Erledigung eines Gesuches unterstand dem Landmarschall und ließ oft wochenlang auf sich warten. Beide Male scheint die Veranstaltung leider nicht zustande gekommen zu sein. Beethoven galt als Mann der Tat und war bekannt für eine rasche Abwicklung seiner Pläne, vielleicht war das der Grund.